Cover von The Notes or On Non-premature Reconciliation (Yale Margellos, 2021)
The Notes – Ludwig Hohls Notizen sind auf Englisch erschienen in der Übersetzung von Tess Lewis und einem Nachwort von Joshua Cohen.

The Notes or On Non-premature Reconciliation (Yale Margellos, 2021)

In den us-amerikanischen Feuilletons wird Ludwig Hohl gerade als grosse Entdeckung gefeiert – dank der Auswahlübersetzung seines Hauptwerks Die Notizen durch Tess Lewis und einem prominenten Geleitwort des literarischen Shootingstars Joshua Cohen, dessen Roman Witz aus dem Jahr 2010 eben auf Deutsch erschienen ist, übertragen von Ulrich Blumenbach.

Cohen wie auch Lewis betonen die Gültigkeit von Hohls Sentenzen auch in heutiger Zeit. Es war dabei ein kluger Entscheid, aus den 1000 Seiten des deutschen Originals eine Auswahl von knapp der Hälfte zu treffen: das erleichtert (nicht nur der englischen) Leserschaft den Einstieg in das auf den ersten Blick unüberschaubare, labyrinthische Textmassiv. In ihrem luziden Vorwort weist die Übersetzerin auf Herausforderungen mit Hohls Diktion und Syntax hin, beweist dabei aber ein klares Sensorium selbst für typographische Eigenheiten und Hohls Vorliebe für den gehäuften Einsatz von Satzzeichen wie dem Gedankenstrich, dem sie «an active, even muscular role, in Hohl’s text» zuspricht. Allerdings lassen sich die mitunter komplexen Satzkonstruktionen nicht 1:1 in die Zielsprache übertragen, weshalb die Übersetzerin zurecht darum bemüht ist, die Sätze «smoother» zu gestalten – was dem Notizenschreiber nicht schlecht ansteht. So bietet die englische Übersetzung auch der deutschen Leserschaft einen neuen Zugang zu Hohl.