Buchcover Denken im Abseits
Im aktuellen Buch von Felix Philipp Ingold über Privatphilosophien der Moderne ist auch Ludwig Hohl ein Kapitel gewidmet

Felix Philipp Ingold: Denken im Abseits (Ritterbooks 2022)

Unlängst ist ein neues Buch des umtriebigen Schriftstellers und Literaturwissenschaftler Felix Philipp Ingold erschienen, das in einem Kapitel auch Ludwig Hohl behandelt. Die Essaysammlung mit dem Titel Denken in Abseits widmet sich Privatphilosophen im 20. Jahrhundert. Darunter versteht Ingold eigensinnige Denker ausserhalb der systemischen Schulphilosophie, die sich entsprechend einem logischen bzw. holistischen Denkgebäude verweigern und sich stattdessen bevorzugt dem einsamen, zuweilen auch aphoristischen, assoziativen Reflektieren hingeben. Ludwig Hohls Notizen mit ihrer deutlichen Abneigung, ja Verhöhnung des «Looogischen» sind dafür ein Paradebeispiel.

Hohl hat sich autodidaktisch intensiv mit Philosophie auseinandergesetzt, insbesondere mit Heraklit, Pascal, Montaigne, Spinoza und Nietzsche, die allesamt auch keine Systemphilosophen waren. Unter Einfluss dieser Lektüren – sowie weiterer verwandter aphoristischer Autoren wie Goethe, Lichtenberg oder Valéry – entstanden Hohls eigene «Notizen», die weniger gültige Wahrheiten formulieren als vielmehr das fortlaufende Ringen um Erkenntnis vor Augen führen. Ingold resümiert diesen Umstand wie folgt: «weit wichtiger als objektives Wissen war ihm das Denken als individuelle Kraftanstrengung, als geistige Tätigkeit, letztlich als sinnbildender Arbeitseinsatz».

Für Felix Philipp Ingold war Hohl von Beginn an eine produktive Lektüre und eine wichtige Referenz. Bereits im 1984 erschienen Band Haupts Werk, ein Aufzeichnungssteinbruch, der ohne Die Notizen kaum denkbar gewesen wäre, findet Hohl mehrfach Erwähnung. Ingold berichtet, wie er als Achtzehnjähriger zum ersten Mal faszinieren war von diesem widerspenstigen Autor, «der Autorität nur für sein Werk, nie für sich selber beanspruchte». Später beteiligte sich Ingold an der Hohl-Sondernummer der Literaturzeitschrift drehpunkt und 2015 trat er dem von der Ludwig-Hohl-Stiftung ausgerichteten Autorenabend auf, wo er u.a. erzählt, wie er als Student in einer Ramschkiste des Wiener Antiquariats Schaden zufällig das im Selbstverlag erschienene Exemplar Vom Arbeiten entdeckte.

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